14.07.2014
Bei „Palatia Jazz“ präsentiert „Mozdzer Danielsson Fresco Trio“ in der Villa Böhm begeisterndes Konzert.
NEUSTADT. Mehrfach waren sie bei „Palatia Jazz“ zu Gast, Lars Danielsson und Leszek Mozdzer, mit ihren eigenen Bands, aber auch schon zweimal imDuo. Inzwischen ist dieses wunderbare Duo zu einem Trio gewachsen und dies bestritt den jüngsten Abend bei diesem Festival in der Villa Böhm. Der israelische Percussionist Zohar Fresco ist der dritte Mann, der mit seiner Kunst das Publikum nicht minder begeisterte als seine Kollegen.
Sehnsüchtige, träumerische Melodien wehten einem anfangs entgegen, wozu Fresco nicht nur percussiv tätig war, sondern auch als Sänger. Wundersame ethnische Melodien ließ er dabei seiner Stimme sanft und gedämpft entsteigen. Zügig kam das Wohlklingende in Fahrt, beschleunigteMozdzer amFlügel zu quirliger Rasanz, und auch Fresco hat große Virtuosität, die er behände übers Tambourin rattern ließ.
Mit zwei Kompositionen des Percussionisten begann der Abend, „From the heart“ hieß die erste, was man sehr wohl hören konnte, „Weeks“ war die zweite überschireben. Und weil dieWoche sieben Tage hat, begann diese Nummer im7/4-tel Takt lebhaft zu tanzen.
Zum ersten Mal trafen sich der schwedische Kontrabassist und der polnische Pianist vor Jahren bei einemKonzert inWarschau. Schnellhaben die beiden gemerkt, dass sie künstlerisch auf einer Wellenlänge liegen: Ein paar Alben haben sie veröffentlicht, und bald war auch mit Fresco der passende dritte Mann gefunden. Einigwaren sich die drei auch nun in einer Musik, die aus lyrischen Schönheiten immer wieder in tänzerischen Elan und feine Virtuosität umschwenken kann. Wie auch in Mozdzers „She said she was a painter“, wobei sich aus abgeklärter Schönheit und Lyrik die heiterste Vitalität entwickelte.
Das erste gemeinsame Stück war gleichfalls zu hören: „Incognito“, eine sehr atmosphärische Nummer mit zarten Klavier-Arabesken, gestrichenen Kontrabass-Flageoletts, wozu Fresco den Regen auf seine Rahmen- Bei „Palatia Jazz“ präsentiert „Mozdzer Danielsson Fresco Trio“ in der Villa Böhmbegeisterndes Konzert trommel prasseln ließ. Dies freilich mit den Fingern und nur imaginär als Klang, denn derHimmel blieb glücklicherweise wohlgesonnen und trocken bei dieser Open-air-Veranstaltung.
Eine wunderbare Trioeinheit schufen die drei mit gegenseitig aufgreifenden Melodien und Ideen. Im Gefühlvollen, Ruhevollen funktionierte dies ebenso trefflich wie im rhythmisch Vitalen. Fesselnde Duelle entwickelten sich dabei immerwieder in übersprudelnder Spielfreude. Eine fabelhafte Technik stellten die Musiker dabei inDiensten von erlesenenKlängen. Leszek Mozdzer beeindruckte mit flammenden Tonrepetitionen und flirrenden Läufen, Lars Danielsson offenbarte eine hohe Qualität als Melodiker auf seinen beiden Instrumenten. Die Leichtgängigkeit seines Cellospiels hat er auf den Kontrabass übertragen, entlockte demBass gerne auch eine sonore Mehrstimmigkeit, die ebenso kunstvoll wie klangsinnlich tönte. Die Kirchenlieder seiner Heimat inspirieren den Schweden immer wieder, und solches ließ er einfließen auch in „Spirit“, dessen ruhevolle, gesangliche Hymnik große Tiefe verströmte.
Viele Farben und Stimmungen gewann Zohar Fresco seinenHandtrommeln ab: virtuos ratternde und klackernde Rhythmen, satte Bässe auch entlockte er der Rahmentrommel. Und die indische Trommelsprache beherrscht er gleichfalls exzellent, entfachte ein virtuoses Feuerwerk in diesem Modus.
Ein magischer Zauber liegt über den Klängen und einem stimmungsvollen Abend.
Spieldosenartige Klavierklänge eröffneten das zweite Set: Mozdzer setzte immerwieder gerne auf Präparation der Saiten,womit er auch einer Komposition seines Landsmannes, des großen Filmmusik-Komponisten Kzrysztof Komeda zauberisch Reverenz erwies. Eine friedliche, lyrische Vision des Schwarzen Kontinents eröffnete Danielsson mit „Africa“, bei einem knusprig warm und klangsatt gezupften Bass-Intro, bevor in fröhlicher Gesanglichkeit die Melodien unisono ausschwangen.
Seiner Heimat setzte LeszekMozdzer eine Hommage mit „Polska“, der Titelnummer aus der aktuellen Trio- CD. Lebhaft pulsierten die Rhythmen, oszillierten zwischen elegischer Schlichtheit und Fröhlichkeit, begannen zu kreisen und zu tanzen. Alles floss hier in schönster Leichtigkeit, wurde beschleunigt zu vital sich drehenden Tänzen, leichtfüßig wirbelnd und doch immer beseelt. Ja, eine große Seele trägt dieMusik dieses famosen Trios immer in ihrem Herzen – zum Ausdruck gebracht in den wunderschön singenden Melodien.
Und ganz am Ende des Abends begann auch Zohar Fresco wieder, seine Singstimme zu erheben, legte damit einen magischen Zauber über diese Klänge und den stimmungsvollen Abend.