21.07.2015
Die Künstler bei „Palatia Jazz“: Die britische Singer-Songwriterin Julia Biel kommt ins Älteste Haus nach Haßloch
Hassloch. An große Namen hat man sich schon gewöhnt bei „ palatia Jazz “, aber auch für Neuentdeckungen hat Festivalleiterin Suzette Yvonne Moissl immer wieder ein gutes Händchen. Das trifft sicher auch auf Julia Biel zu, die am 31. Juli beim „ palatia Jazz “-Gastspiel in Haßloch zu erleben ist. Die britische Singer-Songwriterin gehört zu den interessantesten Künstlerinnen der letzten Jahre und ist hierzulande noch kaum bekannt.
von Rainer Köhl
Die Karriere der 1976 in London geborenen Sängerin und
Multiinstrumentalistin begann im Jahre 2000, als sie mit dem „Perrier
Vocalist Of The Year Award“ ausgezeichnet wurde. Zunächst trat sie mit
ihrer Band nur in Großbritannien auf und brachte dort 2005 ihr selbst
produziertes Debüt-Album „Not Alone“ heraus. Bekannt wurde sie durch
ihre Gastauftritte bei anderen Bands wie dem „F-IRE Collective“ oder der
angesagten Indie- Jazz -Band
„Polar Bear“. Ein Glücksfall für sie war es, den Produzenten Ben Watt
(„Everything but the girl“) kennenzulernen, der sie in verschiedene
Projekte brachte, bei denen sie teilweise selbst die Kompositionen
schrieb. So singt sie auch noch bei der Londoner Afrobeat/Reggae-Band
„Soothsayers“ – ein weiterer Farbtupfer im musikalischen Kosmos der
Julia Biel, der wie vieles mehr in ihre Musik eingeflossen ist.Im Grunde ist es ein gemächlicher Jazz -Pop,
der ihr so große Bewunderung einbringt. Nicht zuletzt von ihrem
Sangeskollegen Jamie Cullum, der Biel über alle Maßen lobt: Er liebe
ihre Stimme und ihre Songs. Ja, die britische Dame kann schon verzaubern
mit ihrem geheimnisvollen Vintage-Vibe und knisterndem Sex-Appeal.
Folk, Pop und Soul beeinflussen die Britin mit deutsch-südafrikanischen
Wurzeln dabei gleichermaßen. Auf ihrem neuesten Album „Love Letter And
Other Missiles“ scheinen sie als unverhohlene Nuancen durch, vermischen
sich mit Jazz -Einflüssen zu
einer gutklingenden Melange. Biels Stimme changiert dabei zwischen Nina
Simone, Macy Grey und Triphop-Sängerinnen.
Ihre Songs sind mal sachte und zärtlich, dann wieder reiben sie sich an
der Begleitung von Schlagzeug oder an einem groovigen Basssolo. Julia
Biel lässt sich auf diesem neuen Album, das auch bei dem Konzert in
Haßloch im Mittelpunkt stehen wird, alle Zeit der Welt. Eine
Singer-Songwriterin mit einer klaren Perspektive auf Leben und Liebe,
wie ihren Songs zu entnehmen ist. Dazu kommt ihre elektrisierende,
hypnotische Stimme, die im Pop und Triphop genauso zu Hause sein könnte
wie im Jazz . Das Feine dabei
ist, dass Julia Biel all dies zu einer sinnlichen Melange mischt. Die
Jazzphrasierungen der großen alten Sängerinnen vermengt sie ganz
selbstverständlich mit der sinnlichen Raffinesse des R’n’B.
Dass die Sängerin mehrere Instrumente spielt, ist ihr bei der CD-Aufnahme ebenso von Nutzen gewesen wie sie auch live von dieser Gabe Verwendung machen kann. Die E-Gitarre spielt sie ebenso eingebungsvoll wie das Klavier. Das wird sie auch in Haßloch tun, wo sie zudem von Bass und Schlagzeug begleitet wird. Reduziert auf das Nötigste ist das, aber um Sinnlichkeit zu erzeugen, braucht man gar nicht einmal viel. Nur eine Ausnahmestimme wie diese und sparsame Begleitung. Auf der CD sind raffinierte Arrangements, Streicher und Elektronik zu genießen. Die Gänsehautwirkung stellt sich aber auch in kleiner Besetzung ein.
Die neue Platte war endgültig der Durchbruch für die Sängerin, die nun weltweit auf Tour geht. Der „Independent“ krönte sie gar zur besten britischen Sängerin der Gegenwart. „Eine Stimme von höchster Feinheit und honigsüßer Tiefe. Eine faszinierende Stimme und magnetische Bühnenpräsenz“ attestierte die britische Presse gleichfalls. Die Begeisterung kann man verstehen, wenn man Julia Biel mal gehört hat.
Die Rheinpfalz - Mittelhaardter Rundschau - Nr. 166
Dienstag, den 21. Juli 2015
Seite 20