12.05.2016
FESTIVAL: »20 JAHRE PALATIA JAZZ« MIT SIEBEN VERANSTALTUNGSTAGEN UND ZWÖLF KONZERTEN
Rückblick: Das Barbara Dennerlein Quartett, Tab Two, der 2005
verstorbene Albert Mangelsdorff mit dem Wolfgang-Dauner-Quintett,
Doldinger’s Passport...! Sie gehörten 1997 zu den Top-Acts der ersten
Ausgabe des Festivals. Das hieß damals noch „Jazette – Deidesheimer
Jazztage“ – und zog erst zwei Jahre später von der Stadthalle hinaus in
Pfälzer Burgen, Schlösser, Weingüter, Parks und Kirchen. Um sich in den
darauf folgenden 19 Jahren einen unverwechselbaren Ruf zu erarbeiten
mit Szenestars, die vor ebenso pittoresken wie einzigartig historischen
Kulissen aufspielten.
Nun steht also die 20. Festivalsaison unter dem Motto „The finest of Jazz “
an; mit einem hochkarätigen Programm, das trotz Wegfalls von Sponsoren
in den vergangenen Jahren einem Jubiläum durchaus gerecht wird. Auf ganz
ungewöhnliche Art und Weise widmen sich zum Festivalstart die sechs
Virtuosen des Orchestre de Contrebasses ihren Instrumenten. Nacheinander
erwecken sie ihre Bass-Schwergewichte langsam zum Leben, lassen mit
seelenvergessenen Soli aufhorchen, spüren neue Horizonte ihrer
Klangkörper auf, wenn sie diese auch mit flacher Hand anschlagen. Die
preisgekrönten Bassisten um Christian Gentet sind inspiriert von Soul, Jazz
und Latino-Rhythmen, aber auch experimentell: ob Meeresrauschen,
Schiffssirenen oder Möwengekreisch – kein Ton scheint sicher vor ihnen.
Zum diesjährigen Schwerpunkt „Kontrabass, E-Bass, Geige, Cello und Gitarre in allen Varianten“ gehören zudem Künstler wie Jazz -Gitarrist Al Di Meola mit seiner aktuellen CD „Elysium“. Mit ihr drückt er sein Lebensgefühl aus, das von einer 40-jährigen Karriere auf höchstem musikalischen Niveau geprägt ist. Und so reist er in seinem Programm mit eigenen Klassikern, den Songs von Lennon und McCartney, Tango von Astor Piazzolla und brandneuen Kompositionen durch sein Lebenswerk.
Und auch die Fusionjazz- und Jazzrock-Pioniere von Eleventh House um den 73-jährigen Gitarristen Larry Coryell, der – nach viele langen Pausen – mit einstigen Bandmitgliedern wie Randy Becker, John Lee, Alphonse Mouzon und seinem Sohn Julian Coryell (Gitarrist bei Amy Mann und Alanis Morrisette) das Jubiläumsfinale bestreiten wird.
Ebenfalls ein Höhepunkt wird der 23. Juli – wenn auch mit gemischten Gefühlen. Denn die Berliner Funkjazz-Formation Mo’ Blow, deren fette Grooves direkt in die Beine gehen, ziehen sich nach über zehn Jahren Bandgeschichte und großen Tourerfolgen von der Bühne zurück. Ganz gleich: Auch solch ein Anlass muss gebührend gefeiert werden. Und so geht die Abschiedsparty mit dem neuen und gleichzeitig zehnten Album der „Godfathers of Lounge“ De-Phazz und ihrer ausdrucksstarken Sängerin Pat Appleton weiter. cro
Ausgabe
Die Rheinpfalz - LEO - Nr. 21
Donnerstag, den 12 Mai 2016
Seite 04