06.06.2017
Konzert beim Festival palatia Jazz mit China Moses und der Jan Felix May Band in der Stadthalle Germersheim
Von Rainer Köhl
Sehr viel Sinnlichkeit und vokale Laszivität etwa. Nur zu gerne spielte sie mit Klangfarben und Stimmungen. Über eine sehr wandlungsfähige Stimme verfügt die in Paris lebende Sängerin: die Schmiegsamkeit des Soul und R&B hat sie ebenso eingebungsvoll in der Kehle wie die würzige Kraft des Blues.
Eine klasse Band hatte China Moses mitgebracht und sie ist zu recht sehr stolz auf ihre Jungs. Ausgiebig filmte die Bandchefin mit Handy ihren Pianisten Joe Armon Jones bei seinem ersten ausgedehnten Solo. Ebenso vitale wie ausdrucksstarke Soli ließ dieser den ganzen Abend über hören. Heiße Soul-Nummern hatte die Band im Repertoire, und dabei kochte guter schwarzer Motown-Sound im Stil der 70er Jahre mächtig auf. Genau das Richtige auch für China Moses, die dabei ekstatisch Emotionalität aufröhren ließ. Zu einem ihrer Songs kam sie mit dem Martini-Glas einher geschwankt, mimte vergnügt die Betrunkene. Kicherte im Duett mit den Phrasen des Saxofonisten, bevor sie eine heiße Battle mit diesem vom Zaun brach.
Mit Rhythm&Blues heizte die Band kräftig ein und das war hip, cool und heiß zugleich. Wenn das mal ins Ekstatische ausschlug, so war dies kein Wunder bei dem Temperament und sängerischen Bedingungslosigkeit der Bandchefin.
Und neben den gefühlsintensiven Songs hatte die Sängerin noch viele flotte und gutgelaunte Swingnummern im Repertoire.
Warm vibrierende Sinnlichkeit brachte sie in eine bluesigen Balladen, die sie auf dem Barhocker sitzend, gefühlvoll ausschwingen ließ. Eine schwüle, laszive Atmosphäre baute sie dabei auf, von schmeichelnden Elegien des Baritonsaxofons ebenso umrankt wie von glitzernden Klavier-Girlanden. Schöne Stimmung, worüber die Sängerin dunkle, reife Farben schweben und vibrieren ließ. Großes Bluesgefühl, genüsslich verzögerte Rhythmen, das war vom Feinsten.
Und wie lustvoll China Moses zu swingen versteht, dabei mit den Farben ihrer Stimme spielt, das wurde in schnellen Nummern trefflich deutlich. Furiose Salven am Altsaxophon feuerte Luigi Grasso ab, ließ Hochgeschwindigkeits-Ornamente flirren. Starke Arbeit lieferte Luke Wynter: mit funky slapping an der Bassgitarre genauso überzeugend wie mit sonorem Groove am Kontrabass.
Im Vorprogramm musizierte Jan Felix May mit seiner Band. Der Pianist „ist ein Meister unverbindlicher Melodien“ schrieb die Presse und davon konnte man sich überzeugen. Romantisch wallende bis kraftvoll aufrauschende Harmonien entlockte der junge Mann dem Flügel: rasanter Jazzrock mit einigen Leerläufen, etwas beliebig wirkend, bot er mit seiner Band. Das wurde besser, als zu den letzten drei Nummern Torun Eriksen hinzukam. Dazu gab es anspruchsvollere Kompositionen, mit asymmetrisch pulsierenden Rhythmen und Harmonien, die gleichfalls aus der Reihe tanzten. Darüber ließ die norwegische Sängerin ihre schöne, dunkel-herbe Stimme klangvoll ausschwingen.
Quelle
Ausgabe Die Rheinpfalz Nr. 129
Datum Dienstag, den 6. Juni 2017
Seite 30