12.06.2017
Lars Danielsson und Sebastian Studnitzky begeistern mit ihren Bands beim „Palatia Jazz“-Konzert im Park der Neustadter Villa Böhm
Von Rainer Köhl
Danielsson hat dazu eine hochkarätige Mannschaft um sich versammelt, die die Poesie seiner Musik gut in Klänge umzusetzen versteht. Etwa Magnus Öström. Welch feine Klangfacetten der frühere „E.S.T.“-Schlagzeuger mit den Sticks oder mit den Besen am Drumset aktivierte, wie klangbewusst er Rhythmen und Strukturen auffächerte – das war einfach große Kunst. Oder der britische Gitarrist John Parricelli, der mit filigran verwobenen Linien an der akustischen Gitarre ebenso eingebungsvoll agierte wie an der E-Gitarre. Aus dem Lyrischen heraus ließ er letztere gerne rockige und virtuose Fahrt aufnehmen, brachte große Beredsamkeit ins Spiel, nicht zuletzt mit dem Wahwah-Effekt. Neu in der Band ist der Pianist Grégory Privat, und dessen virtuose Spielfreude bekommt der Formation und ihrer Musik gleichfalls bestens. Große Kunst ist es, wie er die Melodien singen, dann wiederum rasante Fahrt gewinnen lässt. Der von der Insel Martinique stammende Pianist brachte viel karibische Lebensfreude ins Spiel, mit ebensolchen Rhythmen versteht sich.
Vom zweiten „Liberetto“-Album spielte das Quartett gleichfalls ein paar Nummern, darunter „Miniature“: Nach einem frei improvisierten Intro beginnt hier eine wunderbar beseelte Melodie im langsamen Walzerrhythmus zu schweben. Und auch Danielsson sorgte für große Momente mit seinem warm schwingenden Kontrabass-Spiel, mit eingebungsvoll gezupften Soli, klangvoller Mehrstimmigkeit und Flageolett-Tönen. Auch in spanische Gefilde tauchte der Bassist gerne ein, erfüllt mit reichlich iberischem Feuer, Ornamenten und vitalen Rhythmen. Die „Sonata in Spain“ war trefflich erfüllt davon. Und auch die Zugabe war spanisch getönt. Am Cello spielte Danielsson hier ein Intro, gezupfte Arabesken, die er als Loop weiterschwingen ließ und dazu improvisierte, bevor es in das hymnisch sehnsüchtige Thema einschwenkte. Sebastian Studnitzky nahm er hier hinzu und der Flamenco begann bald zu wirbeln, in den verschatteten Trompetensoli ebenso wie in Gitarre und Klavier.
Sebastian Studnitzky ist ein geistiger Bruder Danielssons, das spürte man schon in dem Set, das er zuvor mit seinem Quartett spielte. Romantische Töne schlug der Multiinstrumentalist am Klavier an, girlandenreich über die Tasten geblättert. Elektronik nimmt er immer mal gerne hinzu, als Loop oder als eigenständige Überformung des Live-Spiels. Groovende und tanzende Nummern waren dies, clubbige Sounds, minimalistisch und repetitiv, eine Art handgemachte Techno-Musik. Repetitive Muster zupfte der Gitarrist Laurenz Karsten, schuf mit dem Bassisten und dem Drummer eine ruhig pulsierende Einheit, worüber Studnitzky seine Melodien ausschwingen ließ: träumerische Linien am Klavier oder an der Trompete. Lyrisch und dunkel abschattiert war sein Trompetenspiel, von einem weichen Ton geformt, wie es etwa Arve Henriksen praktiziert. Dabei eröffnete das Quartett ruhige elegische Klänge, erfüllt von leiser Tristesse und nächtlicher Poesie.
Quelle
Ausgabe: Die Rheinpfalz Nr. 134
Datum: Montag, den 12. Juni 2017
Seite 23