22.07.2022 - Ganna Gryniva Band
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22.07.2022 - Gerald Clayton Trio
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23.07.2022 - Leléka
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23.07.2022 - DePhazz / 25. Jubiläum
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29.07.2022 - Maciej Obara Quartet
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29.07.2022 - Pawel Kaczmarczyk Trio
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30.07.2022 - Triosence
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30.07.2022 - Adam Baldych Quartet
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Bühnentänzchen und Weißwein auf der Wiese

05.08.2019

Nach sechs Wochen ist das Festival Palatia Jazz zu Ende gegangen – Konzerte mit Charles Lloyd, Adam Baldych und dem Trio Phronesis

Von Dietrich Wappler

Charles Lloyd beim Konzert auf der Limburg.spielend um den Finger gewickelt.zoom
Charles Lloyd beim Konzert auf der Limburg.spielend um den Finger gewickelt.

Yvonne Moissl verspürte schon Anzeichen des Festival-Blues. Nach sechs Wochen mit neun Konzerten und 15 Ensembles kündigte die Festivalleiterin das letzte Konzert der 23. Ausgabe von PalatiaJazz an. Außer, dass es mit dem Pfälzer Sommerjazz jetzt erst mal wieder vorbei ist, gab es aber keinen Grund für Traurigkeit. Das Wetter hatte weitgehend mitgespielt, 4000 Besucher sind ein klares Bekenntnis zum Konzept dieses Festivals an historischen Spielorten, und die musikalische Qualität hat auch gestimmt. Die besten Bands kamen diesmal aus den USA.

Zwischendurch beginnt er zu tanzen. Dann bewegt sich der 81-Jährige mit seltsam kantigen, ein wenig ruckartigen Bewegungen über die Bühne, nimmt manchmal einen Ellbogen nach oben, als sei dies ein spezielles Ritual. Man denkt an einen alten Schamanen, der irgendeine Beschwörung vornimmt, Krankheiten heilt, Katastrophen abwendet oder sonstige Zauberei vollbringt. In Wahrheit ist Charles Lloyd nur begeistert von der Musik, die seine Band da so ausgelassen spielt, die er mit seinen hymnenartigen Themen und seinen aus tiefer Jazzgeschichte inspirierten Soli befeuert hat und die nun ganz ohne sein Zutun auf wunderbare Weise weiterläuft.

Zum zweiten Mal nach seinem grandiosen Auftritt in Germersheim vor fünf Jahren war der amerikanische Saxophonist und Flötist bei Palatia Jazz zu Gast. Diesmal bot die Klosterruine Limburg die pittoreske Bühne, und nachdem der junge Trompeter Theo Croker und seine Band ein eher spannungsarmes, von Regenschauern beeinträchtigtes Konzert abgeliefert hatten, sorgte Charles Lloyd ein weiteres Mal für ein großartiges Liveerlebnis. „Kindred Spirits“ nennt er sein aktuelles Bandprojekt, und tatsächlich hat er „verwandte Seelen“ um sich versammelt, musikalisch Gleichgesinnte, die seine Impulse aufzunehmen verstehen und weiterführen können. Neben seiner langjährigen Rhythmusgruppe mit Bassist Reuben Rogers und Schlagzeuger Eric Harland waren das erstmals zwei Gitarristen.

Mit Gitarristen hat Lloyd schon früher gerne zusammengearbeitet, etwa mit John Abercrombie und Bill Frisell, aber gleich zwei Vertreter dieses Instruments sind neu. Das ergibt Sinn, wenn es sich um zwei so unterschiedliche Könner handelt wie in diesem Fall. Der 31 Jahre alte Julian Lage gilt in den USA als Wunderknabe, er verbindet Singlenote und Akkordspiel, alles sehr filigran und mit einem Country-Touch. Der aus Chicago stammende Marvin Sewell kommt eindeutig vom Blues, liebt einen vollen, dicken Sound und erweist sich immer wieder als Meister auf der Slideguitar. Auf ganz unterschiedliche Weise entwickeln diese beiden Lloyds Musik weiter, geben ihr folkloreleichte Durchsichtigkeit oder bluesgetränkte Tiefe. Lloyd selbst breitet seine Soli auf dem Tenorsaxophon als schier endlosen Spannungsbogen aus, verschmilzt Jazz, Weltmusik und die spirituelle Kraft Coltranes zu einer Erzählung von großer musikalischer Weisheit. Aber minutenlang überlässt er auch den anderen die Bühne, lauscht gebannt oder beginnt zu tanzen.

Ob dies nun der Festivalhöhepunkt war oder doch der Auftritt von Joshua Redman eine Woche zuvor in Germersheim, ist vielleicht eine Frage des musikalischen Geschmacks. Fantastisch waren beide. Die Amerikaner waren nicht ganz unerwartet die Stars eines Festivals, das ansonsten vornehmlich den europäischen Jazz präsentiert. Beim Abschlusskonzert im romantisch illuminierten Park der Villa Wieser in Herxheim waren dies zwei sehr gegensätzliche Ensembles. Der polnische Geiger Adam Baldych hat gerade zurückgefunden zu seinen musikalischen Anfängen, zur klassischen Musik. In seinem „Sacrum Profanum“ betitelten Projekt interessiert er sich für von Spiritualität erfüllte Musik zwischen Mittelalter und Gegenwart. Er lässt sich von der Mystikerin Hildegard von Bingen und dem Renaissance-Musiker Thomas Tallis genauso inspirieren wie von der zeitgenössischen Komponistin Sofia Gubaidulina.

Baldych übersetzt diese Stücke in einen Jazzkontext, der die geistliche Atmosphäre der Vorlagen atmet, aber dann doch ganz profan die Virtuosität improvisatorischer Freiheit auslebt. Da fällt es dann auch kaum auf, dass Baldychs eigene Stücke die Hälfte des Programms ausmachen und das aus polnischen Musikern bestehende Ensemble den Bandleader eher brav unterstützt als eigene Akzente zu setzen. Auch im sakralen Kontext erlebt man einen Teufelsgeiger, der Rasanz mit Emphase und melodischem Schmelz verbindet und in einem komplett pizzicato gespielten Stück auch die Nähe zu einem sanft fließenden Popsong nicht scheut.

So einfach machen es die drei coolen Jungs von Phronesis ihrem Publikum nicht. Der dänische Kontrabassist Jasper Hoiby, der schwedische Schlagzeuger Anton Eger und der britische Pianist Ivo Neame haben zu einem absolut gleichberechtigten Trio zusammengefunden. Bandleader ist der Mann am Bass, der mit seinem tänzerisch beschwingten Spiel das musikalische Geschehen antreibt und steuert. Hoiby ist die Schaltzentrale dieses Ensembles, Neame seine Seele. Sein fast schon zurückhaltendes Pianospiel ist melodisch und abstrakt zugleich, schafft die über weite Strecken dominierende melancholisch verhangene Grundstimmung. Das Energiezentrum ist natürlich Eger, aber auch der Mann am Schlagzeug agiert absolut mannschaftsdienlich, versteht sein Drumset eher als Klangmaschine und schiebt seine filigranen Wirbel wie einen schützenden Teppich unter das harmonisch komplexe Spiel der anderen. Erst im letzten Konzertteil wagt er sich aus der Deckung, wird zum Poltergeist, der die Musik mit explosiver Spannung erfüllt. All dies geschieht in permanenter kommunikativer Feinabstimmung, alles bleibt kontrolliert, jeder reagiert in jedem Moment auf den anderen.

Die Phronesis-Mitglieder sind alle drei um die 40 und werden seit 14 Jahren von der Kritik gefeiert und mit Preisen bedacht. Zum zweiten Mal sorgten sie auch bei Palatia Jazz für einen großartigen Abend. Jasper Hoiby hatte noch Sorge, dass sich der Gewittersturm vom letzten Besuch in der Pfalz wiederholen könnte, und war angesichts des angenehmen Sommerabends begeistert. Auch seine Hoffnung auf einen US-Präsidenten, der noch besser sein möge als Obama, teilte er mit dem Publikum und war sogar willens, anschließend beim kühlen Weißwein auf der Wiese ein paar „Moskito-Stiche“ in Kauf zu nehmen.

Gefährliche Mücken drohten ihm in Herxheim nicht, die Sorge um die Weltpolitik konnte man dem in London heimischen Dänen aber nicht nehmen. Und was er von Boris Johnson hält, musste man gar nicht erst fragen.

Ausgabe Die Rheinpfalz - Nr. 179
Datum Montag, den 5. August 2019