29.07.2021
Das „palatia Jazz“-Doppelkonzert im Park der Villa Böhm verspricht eine spannende Mischung:
Von Hans Kraus
Neustadt. Fast jeder, der Nils Petter Molvær schon einmal live erleben durfte, hat sich im Anschluss aufgrund der stilistischen Vielfalt des Künstlers gefragt, ob er eben Gast bei einem Jazz-, Rock- oder Fusionkonzert gewesen ist. Die Antwort findet sich irgendwo in der Mitte. Vielleicht erklärt die Bezeichnung „Jazz-Hybride“, die irgendjemand einmal für den norwegischen Trompeter geprägt hat, am besten seine außergewöhnliche Art, auf der Bühne zu performen.
Beide Gruppen sind Lieblinge der Medien
Molvær hat sich über die Jahre einen ganz eigenen musikalischen Kosmos geschaffen, eine Welt in der es keine Grenzen zu geben scheint, in der Raum und Zeit zerfließen und in der Klänge Bilder malen. Mit Bassist Jo Berger Myhre und Schlagzeuger Erland Dahlen hat der 60-Jährige kongeniale Partner gefunden, die ihm den Freiraum schaffen, den seine Musik braucht. Mit ihnen und Gitarrist Juhani Silvola kommt er nun auf Einladung der mittlerweile in Heidelberg ansässigen Agentur „S.Y.M. Kulturmanagement“, der Ausrichterin des „Palatia Jazz“-Festivals, am 8. August für einen Auftritt in den Park der Neustadter Villa Böhm.
Nicht weniger spannungsgeladen als die Vorstellung von Molvær & Co. ist das Programm, dass die Gruppe präsentiert, die vor ihm auf der Bühne steht: „Jin Jim“, das aus dem Raum Köln stammende Quartett mit dem Flötisten Daniel Manrique Smith, dem Gitarristen Johann May, dem Kontrabassisten Ban Tai Trawinski und dem Schlagzeuger Nico Stallmann. Seit acht Jahren machen die vier bereits gemeinsame Sache, und ihre in der Zeit errungenen Erfolge verbieten es, sie als Vorgruppe einzustufen. Vielmehr handelt es sich bei der Veranstaltung in Neustadt um ein reinrassiges Doppelkonzert.
Beide Gruppen sind Lieblinge der Medien, die sich in ihren Beschreibungen der Ensembles mit Superlativen geradezu überschlagen. Von Molvær heißt es, er sei der „Großmeister des Mundstück-Jazz“, der „mit elementarer Urgewalt einen instrumentalen Sturm entfesselt, der alles niederreißt“. Über die deutsche Band schrieb das weltweit auflagenstärkste amerikanische Jazz-Magazin „Downbeat“: „Jin Jim hat einen ausgeprägten Charakter, der einige der bombastischen, fusions-inspirierenden Momente, mit seinen introspektiven Tendenzen in Einklang bringt, und so eine Vision der Band hervorbringt, die zusammenhängender ist, als die Spanne von ,Hawkwind’ [wobei das Spiel von Smith mit dem von Nic Turner in Kontext gesetzt wurde, Anmerk. d. Red.] bis Herbie Mann.“
Über so viel Lob freuen sich natürlich auch die „Palatia Jazz“-Macher. „S.Y.M.“-Geschäftsführer Jürgen Kriegeskotte hält gerade auf „Jin Jim“ große Stücke: „Meine Kollegin Suzette Yvonne Moissl ist ja bekannt dafür, ein gutes Gespür für Geheimtipps zu haben. So hat sie etwa die Sängerin Lucia Cadotsch zu ,Palatia Jazz’ eingeladen, als die hier noch eine Unbekannte war. In diesem Jahr wurde die Schweizerin mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet. Ich könnte mir vorstellen, dass ,Jin Jim’ bald ähnlich durch die Decke gehen.“
Molværs Buchung war für
die Veranstalter harte ArbeitViel
Arbeit gab es für Kriegeskotte und Moissl im Vorfeld des
Molvær-Termins. „Ohne Yvonnes gute Beziehungen wäre der Auftritt gar
nicht möglich gewesen. Eigentlich hatten wir nämlich den 23. Juli als
Termin vor Augen gehabt. Aus- und Einreisebestimmungen in Norwegen und
bei uns haben das aber nicht zugelassen. So schnell, wie wir es jetzt
geschafft haben, ein neues Datum festzulegen, ist das in der Branche
nicht üblich. Aber aufgrund Yvonnes jahrelanger Bekanntschaft mit Molvær
ist es gelungen, und nun sind wir einfach nur glücklich, den Weltstar
wieder in der Pfalz begrüßen zu können.“ Das Publikum in Neustadt wird
dabei als eines der ersten Stücke von Molværs neuer Langspielplatte
„Stitches“ live präsentiert bekommen.
Noch Fragen?
Das Doppelkonzert findet am Sonntag, 8. August, im Park der Villa Böhm in Neustadt statt. „Jin Jim“ ist ab 19.30 Uhr zu erleben, Nils Petter Molvær mit seiner Band ab 21 Uhr. Karten (ab 49 Euro) unter https://palatiajazz.reservix.de/events.
Ausgabe Die Rheinpfalz Nr. 173
Datum
Donnerstag, den 29. Juli 2021
Seite 15